Manfred Tinebor
Vor unendlichen Zeiten, zu Beginn der Welt, wollte der Schöpfer schon einmal die Erde mit gottähnlichen Geschöpfen beleben. So entstanden aus seinem Willen ein männliches und ein weibliches Wesen. Aus heller und dunkler, fester und lockerer, fruchtbarer und magerer Erde, verbunden mit den unterschiedlichsten Salzen und Säften des Bodens, schuf er Adam, den Mann der Erde. Ihm gleich, gesellte er dem Manne eine Gefährtin zu, Eva die Leben-Gebende; denn nach Gottes Willen sollte sich dieses Geschlecht vermehren und fruchtbar die Erde bevölkern. Bevor ihnen Gott jedoch den beseelenden Atem eingeblasen hatte, noch ehe beide sich lebendig von der Erde erheben konnten, kam der Böse herbeigeschlichen und blies ihnen von seinem vergiftenden Atem ein. Der Schöpfer sah, daß sein Werk geschändet war und erkannte, daß unermeßlich viel Böses daraus erwachsen würde, wenn seine beiden Geschöpfe am Leben blieben. Eine unendliche Traurigkeit überkam ihn. Seine Tränen tropften zur Erde und ertränkten dort, alles überflutend, das gerade geschaffene Leben. Adam und Eva hatten zwar noch versucht, sich auf einen Berge vor der steigenden Flut zu retten – aber vergeblich. Als nach langen Zeitläuften die Sonne die Fluten ausgetrocknet hatte, erhoben sich dort, wo das allererste Menschenpaar den Tod gefunden hatte, zwei Felsen dicht nebeneinander auf dem Bergrücken des Iths. Von den Menschen, die nichts wissen von jenen vergangenen Zeiten, sondern nur ahnen können, werden sie Adam und Eva genannt.